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zur Ausstellung:

Mit St. Georg bestreitet Andreas A. Koch seine erste und späte Einzelausstellung bei Vincenz Sala. Spät kann man finden, weil beide, Koch und Sala, zum Personal eines Berliner Kunstbetriebs gehören, das schon zu Zeiten der 'Berlinzulage' - wie Christoph Tannert für seine Rückschau im Jahr 2018 treffend titelte - quicklebendig war. Natürlich ergänzen wir unbescheiden: und immer noch ist. Wir freuen uns um so mehr, dass ein dritter im selben Bunde, Peter Funken, zur Ausstellungseröffnung ein paar einführende Wort sprechen will.    

'St. Georg', der Titel der Ausstellung, verweist also nicht allein auf die heraldische Anmutung und St. Georg'sche Farbstellung der mit der Abbildung zur Ausstellungseinladung vorgestellten Werkserie, die es mit der Ästhetik des Fahrradflickens aufnimmt. Es geht auch um das Heroische der Unbeirrtheit, mit der Koch schon seit vielen Jahren die Erforschung des Unscheinbaren betreibt, wobei er trotz der langen Jahre nicht im Traum darauf verfiele, ein (drachentötendes) Martyrium zu beklagen. 

Koch arbeitet schon immer an der Entdeckung und Sichtbarmachung dieses Unscheinbaren. Seine Arbeiten sind überraschende Zeugen der Unerschöpflichkeit eines Alltags, der gerade in der Dimension des Unbeachteten kleine und zugleich großartige Sensationen zu bieten hat. Die konzeptionell stringente Fröhlichkeit seiner künstlerischen Arbeit widersteht jeder Versuchung, dem Betrachter mit abgeschlossenen Perspektiven heimzuleuchten. Kochs Arbeit formuliert für den Betrachter einen vergnüglichen Auftrag, für den er nun gar nicht behauptet, er hätte ihn selbst schon erledigt. 

Seine Pappkameraden mögen als passendes Beispiel dienen. Es ist Kochs Verdienst, die unendlichen Variationen immer schon übersehener Verpackungen seit nun fast zwei Jahrzehnten zu sammeln. 'St. Georg' präsentiert Exemplare dieser Sammlung, die von einer erstaunlichen minimalistischen Gestaltungswucht zeugen und zugleich an die abstrakt-expressionistischen schwarz-weißen Formeln eines Robert Motherwell erinnern können. Es sind Piktogramme, ungefähr menschliche Umrisse, zugleich vielgestaltige Schatten, die vielleicht auch auf biedermeierliche Scherenschnitte verweisen und jedenfalls, einmal entziffert als das was sie sind - Verpackungen - romantischen Witz zünden.     

Der überraschenden Enträtselung dieser kryptischen Formen steht mit Kochs Zahlenbildern eine Werkreihe gegenüber, die einem gegenläufigen Prozess der Verrätselung folgt. Es sind Arbeiten, die die lesbaren und jedermann gut bekannten Ziffern durch Überlagerung zu einer formalen Komplexität und exquisiten Unlesbarkeit verdichten. Dabei entstehen Kippbilder, die der Betrachter, beim Lesen des Titels dieser Arbeiten, sogleich auf die ihm ja bestens bekannten zehn arabischen Ziffern zurückführt. Eine Offenbarung, die dem schönen Zauber der verrätselten Form nichts anhaben kann. 

St. Georg präsentiert schließlich einige ausgewählte Solitäre, die mit Kochs unermüdlichen Ausflügen in die Oberflächen und Untiefen der Alltagswelt weiter bekannt machen. Ein schon lange währendes Unternehmen künstlerischen Recyclings, das eine Vielzahl der Zauberwesen, die unseren Alltag  bevölkern, aufpäppelt und dabei vielleicht zugleich dem ein oder anderen Drachen den Garaus macht. Kochs Arbeit bietet eine Schule des Sehens, in der man vor allem den gewöhnlichen Blick verlernt - und jedenfalls nie auslernt.

Galerie Vincenz Sala
Sigmaringer Str. 23
10713 Berlin

Hermann-Josef Oechtering
Tel.: +49 179 91 77 394
e-mail: mail@vsala.com